Der Swing von Estland

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Wenn 15 Schülerinnen und Schüler zu einem Schüleraustausch nach Estland aufbrechen, dann hinterlässt es eine Spur in sich und in den Herzen der anderen …

Am 22.8.24 begann die Reise am Hamburger Flughafen. Ob Familienkutsche, Fahrgemeinschaft oder Öffis, alle hatten den Treffpunkt pünktlich erreicht. Schüchtern, aber aufgeregt blickten sie sich an, eine bunte Schülergruppe, die unterschiedlicher nicht sein konnte.

Als der Flieger abhob, konnten wir Pädagoginnen und Pädagogen aufatmen. Alle hatten ihren Platz gefunden und auch die Koffer waren mit an Bord.

In Tallinn wurden wir von einem Bus abgeholt und in unsere Unterkunft nach Tartu gebracht. Die estnische Austauschschule „Tartu Emajõe School“ hatte uns ihre Herberge zur Verfügung gestellt und nach einem späten Abendsnack fielen alle erschöpft ins Bett.

Die Tage waren von der Gastschule geplant und organisiert. Der Sprachunterricht in Estnisch und Deutsch sowie die Workshops Kunst, Musik und Volkstanz rundeten die Vormittage ab.

An den Nachmittagen und an einem Tag wurden gemeinsame Aktionen angeboten.

Am Anfang stand die Schnitzeljagt durch Tartu, bei der nicht allen klar war, ob es um das Lösen der Rätsel ging oder darum, die estnischen Schülerinnen und Schüler zu fangen.

Die Fahrt zum Landschaftsschutzgebiet „Saarjärve looduspark“ war für viele ein prägendes Erlebnis (und damit waren nicht die Mücken gemeint). Einige gingen im See baden, andere sammelten für den estnischen Sprachunterricht Pflanzenteile oder streiften einfach so umher. Ob Frösche, eine gefährliche Schlange oder Beeren zum Probieren, es war ein spannender Vormittag. Im Anschluss fuhren wir zum Museum „Kalevipoja Koda“, wo das Mittagessen auf uns wartete.

Wir lernten etwas über die wichtigsten Ereignisse des estnischen Epos „Kalevipoeg“. Kalevipoeg, mit enormen Kräften ausgestattet, ersticht im Streit den Sohn eines Schmiedes mit einem Schwert, welches sodann mit dem Fluch belegt wird, den Träger zu töten. Und so ging die Geschichte auch aus. Tod ist nicht gleich Tod, seitdem bewacht er das Höllentor vor Gehörnten, die nie mehr Unheil auf der Welt anrichten.          Mit dieser Erkenntnis fuhren wir beruhigt in unsere Unterkunft zurück.

Leider mussten wir dann feststellen, dass wir blinde Passagiere an Bord hatten, die mit Gehörnten (vielleicht leider) nichts zu tun hatten. Diese Eindringlinge konnte nur mit einem speziellen Zauber-Shampoo beseitigt werden. Diese Prozedur hat den ganzen Abend in Anspruch genommen. Ob die Pest an Bord oder blinde Passagiere, wir wussten, wir können es ab jetzt mit Allem aufnehmen.

Und was haben wir aus dieser und einigen anderen Vorkommnissen gelernt? Die Esten gehen wesentlich entspannter durch das Leben, es ist wie es ist …

 

Die erste Herausforderung eines Schüleraustausches ist es, aus zwei Gruppen eine zu machen und Sprachbarrieren zu überwinden.

Es sind die gewissen Momente, die vielleicht nicht immer geplant sind, die sich aber im Gedächtnis einbrennen und Menschen zusammenbringen.

Es braucht nur einen Basketball, zwei engagierte Pädagogen und ein paar Jugendliche, die das Eis brechen lassen.

Es trug dazu bei, dass der letzte gemeinsame Tag zum Höhepunkt der Reise wurde. Vor der Abschlussparty und den Präsentationen der Workshops besuchten wir eine für Estland typische Riesenschaukel und swingten so mit riesigen Spaß in den Abend hinein.

Die gemeinsame Zeit in Tartu war beendet. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge setzten wir die Reise alleine in Tallinn fort.

Auch dort gab es so viel zu erleben.

Am ersten Abend gingen wir gemeinsam Essen und alle unterhielten sich so angeregt miteinander, dass wir erst gingen, als das Restaurant geschlossen wurde.

Wir schauten uns „Oldtown“ an und besuchten zu guter Letzt ein Luftschiffmuseum.

Und … es gab tatsächlich eine unvergessliche Liebesgeschichte, die nicht unerwähnt bleiben sollte … Gertrud, ein Pfandautomat … sie stand im Prisma Supermarket und es war Liebe auf den ersten Blick. Ein Schüler – dessen Name aus datenschutzrechtlichen Bestimmungen nicht erwähnt werden kann – und Gertrud … eine Bindung, eine Seelenverwandtschaft. Es ist sehr ernst und beide haben ihre Seriennummer ausgetauscht. Ob die Fernbeziehung Bestand haben wird, kann nur die Zeit zeigen. Wir halten es wie die Esten, es ist, wie es ist, und kommt, wie es kommt, außer: die Koffer, die befinden sich leider immer noch auf Reisen …

Diese zunächst schüchterne bunte Schülergruppe ist zusammengewachsen und sie eint eine erlebnisreiche und unvergessliche Reise.

Und wenn sich jemand fragt, wer denn genau diese Reise getan hat, dann sollen sie hier genannt sein …

Nigg, Tim, Martin, Alexander, Lukas, Jamie, Janna, Susanne, Josefine, Charlotte, Narin, Elin, Mathilda, Levke und Anna sowie die Pädagoginnen und Pädagogen Lennart, Evelyn, Dagmar, Valentin, Heike und Ariane.

Dieser Kurs war nur möglich, weil wir kräftig vom Verein zur Förderung sehgeschädigter Kinder und Jugendlicher in Schleswig-Holstein e.V. unterstützt worden sind. Wir sagen Danke!!!



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